Modelführung, eine Kunst?

by Marcel

Für mich hat sich seit jeher nie die Frage gestellt “Wie kriege ich das Model dazu sich so in Pose zu werfen, wie ich mir das vorstelle?”

Dabei gibt es mit Sicherheit zahlreiche Probleme, die bei dieser Thematik auf einen zukommen können. Sei es nun die Kreativität neue Posen zu entwickeln oder aber überhaupt die Barriere, dem Model das verständlich zu machen, was man mit dem Foto wiederum zum Ausdruck bringen möchte.

Dass Personenfotografie viel mit permanenter Kommunikation zu tun hat, war mir stets klar und machte für mich gerade den Reiz aus. Mit Personen zu arbeiten, Szenen bis zu 100% selber bestimmen zu können, das zeichnet eigentlich die Besonderheit an der Personenfotografie aus. Nicht, dass andere Bereiche wie Naturfotografie, Sport oder auch Stillleben nicht ihre Reize hätten bzw. weniger anspruchsvoll seien. Allerdings habe ich mehrfach bereits festgestellt, dass viele Fotografen, die gerne in den Bereich der Personenfotografie einsteigen wollen, sich, parallel zu ihrer euphorischen Vorfreude, extrem schwer mit der Modelführung tun, während andere einfach loslegen, als wäre nie unklar gewesen wie Modelführung funktioniert.

Aber was macht Modelführung eigentlich aus? Je nach Model reichen sicherlich einzelne Worte, um zu verdeutlichen, was man sehen will. Ist das Model erfahren, weiß es, wie es entsprechend verschiedener emotionaler Kategorien zu posieren und zu wirken hat. Amateurfotografen können allerdings nur selten auf wirklich routinierte Modelle zurückgreifen. Manchmal hat das auch Vorteile…

Wichtig neben klaren Anweisungen sind definitiv auch der Spaß, die Atmosphäre, das Vertrauen sowie Verständnis untereinander. Stimmt die Umgebung des Fotoshootings nicht, sieht man Verunsicherung, Lustlosigkeit oder aber auch Wut auf Seiten des Models in den Ergebnissen. Ein Fotograf ist demnach auch zu einem gewissen Teil Entertainer. Um ihn scharrt sich i.d.R. die Crew von Modellen, Visagisten und ggf. auch Assistenz. Die richtige Mischung aus Spaß und konzentrierter Arbeit zu finden, kann da schon schwierig sein, aber letztendlich ist es, wie auch im normalen Alltag, eine Frage des Miteinanders. Daher ergeben sich Arbeitsschritte häufig von selbst.

Aber was, wenn nicht? Das unerfahrene Model ist völlig verunsichert, nervös und ihr mit der Technik gut ausgelastet. Eine Visagistin habt ihr nicht, denn für den Anfang habt ihr genug für die Technik ausgegeben und schminken kann sich doch eigentlich jedes Mädel selber, oder? In solchen Fällen sind grundlegende Schritte erstmal abzuhaken. Habt ihr euch bekannt gemacht? Habt ihr besprochen, was ihr heute so machen wollt? Hast du als Fotograf erklärt, was du wie machen wirst und was das Model dabei zu tun hat? Und nicht zu unterschätzen: braucht das Model irgendwas?

Wenn ihr Initiator eines Shootings seid, habt ihr auch immer ein gewisses Maß an Verantwortung, dass euer Gast/Model versorgt ist und sich wohl fühlt. Wissen, Vorgangsweisen und Absprachen mitzuteilen sind dabei die einfachste Form ein unerfahrenes Model ins Boot zu holen und ihr werdet sehen, dass von Minute zu Minute mehr Zuversicht und Konzentration in euer Model fließen.

Modelführung ist ein fast endloses Thema. Die Grundzüge sind schnell erklärt, die Perfektion dauert, wie so häufig, “ewig”. Ich lerne immer wieder neue Charaktere, Herangehensweisen und Reaktionen kennen und finde es dabei spannend zu beobachten, wie viele Modelle häufig auf wieder andere Weisen an Shootings herangehen. Demnach ist es für mich auch nicht verwunderlich, dass Fotografen so manches Mal Probleme mit der Modelführung haben und sich lieber hinter ihrer Technik verstecken.

Wer mehr dazu wissen will, ich werde dieses Jahr sobald das Wetter ein wenig wärmer und trockener ist, wieder Modelführungsworkshops anbieten. Infos dazu gibt es zu gegebener Zeit auf meiner Internetseite.